18.3.2025
DR. PHIL., MAG.ART.LIB. GERD DÖNNI
DER UNTERGANG ROMS - DROHT UNS BALD DASSELBE?
Der Untergang des Römischen Reiches war kein plötzlicher Zusammenbruch, sondern ein schleichender Prozess, der sich über mehrere Jahrhunderte erstreckte. Zahlreiche Faktoren trugen dazu bei, dass eine der mächtigsten Zivilisationen der Antike zerfiel. Besonders ausschlaggebend waren klimatische Veränderungen, wirtschaftliche Probleme, die Krise der Armee, eine Sinnkrise der Eliten, der Aufstieg des Christentums und schließlich die Migration. Interessanterweise lassen sich viele dieser Faktoren auch in unserer heutigen Welt wiederfinden. Gegen Ende der Antike verschlechterte sich das Klima spürbar. Die Temperaturen sanken, was zu Ernteausfällen und Hungersnöten führte. Besonders in den nördlichen Provinzen verschärften diese Bedingungen die Lage. Bevölkerungsgruppen aus kälteren Regionen drängten vermehrt in den Süden, um lebensfreundlichere Gebiete zu erreichen – ein Prozess, der in Kombination mit militärischen Schwächen zur Völkerwanderung beitrug. Auch heute stehen wir vor großen klimatischen Veränderungen. Extreme Wetterereignisse, Dürren und Überschwemmungen bedrohen die Ernährungssicherheit in vielen Teilen der Welt und zwingen Menschen zur Migration. Die römische Wirtschaft geriet in eine tiefe Krise. Inflation, Steuererhöhungen und eine wachsende Bürokratie führten zu einer zunehmenden Belastung der Bürger. Heute erleben viele Länder wirtschaftliche Unsicherheiten, hohe Staatsverschuldung und eine zunehmende soziale Ungleichheit. Steigende Lebenshaltungskosten, wirtschaftliche Stagnation und wachsende soziale Spannungen erinnern an die wirtschaftlichen Probleme des spätrömischen Reiches. Die römische Armee war lange Zeit das Rückgrat des Imperiums. Doch mit der Zeit verlor sie an Schlagkraft. Immer mehr Söldner, oft germanischer Herkunft, wurden in die römischen Legionen integriert. Diese waren jedoch weniger loyal und hatten oft eigene Interessen. Zugleich konnte das Reich seine langen Grenzen immer schwerer verteidigen. Neben wirtschaftlichen und militärischen Problemen erlebte Rom auch eine tiefe Sinnkrise. Die einstigen Tugenden – Pflichtbewusstsein, Disziplin und Loyalität gegenüber dem Staat – traten zunehmend in den Hintergrund. Dekadenz, politische Intrigen und eine abgehobene Elite führten zu einer inneren Erosion. Viele Römer glaubten nicht mehr an die Stärke ihres Reiches und suchten nach neuen Orientierungspunkten. Auch heute erleben viele Gesellschaften eine Sinnkrise. Das Vertrauen in politische Institutionen sinkt, während gesellschaftliche Polarisierung zunimmt. Die Frage, welche Werte eine moderne Gesellschaft zusammenhalten, ist aktueller denn je. Mit dem Aufstieg des Christentums veränderte sich das römische Weltbild grundlegend. Während das Reich zuvor von einer polytheistischen, staatszentrierten Religion geprägt war, rückten nun Glaube, Jenseitserwartungen und religiöse Frömmigkeit in den Vordergrund. Während die Religion in der westlichen Welt heute an Einfluss verliert, übernehmen neue Ideologien, politische Bewegungen und gesellschaftliche Strömungen die Funktion, Sinn und Orientierung zu stiften. Die Frage bleibt, ob diese Entwicklungen stabilisierend oder spaltend wirken. Die sogenannte Völkerwanderung war ein wesentlicher Faktor für den Niedergang Roms. Germanische Stämme drangen zunehmend in das Reich ein. Auch heute stellt Migration eine der grössten Herausforderungen dar. Millionen Menschen verlassen ihre Heimatländer auf der Suche nach Sicherheit und besseren Lebensbedingungen. Die Frage, wie diese Bewegungen gesteuert und integriert werden können, ist von entscheidender Bedeutung für die Stabilität moderner Staaten. Der Untergang des Römischen Reiches war das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus internen Krisen und äusseren Bedrohungen. Ähnliche Faktoren lassen sich auch heute beobachten: Klimawandel, wirtschaftliche Unsicherheiten, militärische Herausforderungen, gesellschaftliche Spannungen und Migrationsbewegungen sind drängende Themen. Doch während Rom letztlich unter diesen Belastungen zerbrach, haben moderne Gesellschaften die Möglichkeit, aus der Geschichte zu lernen. Die Geschichte Roms zeigt, dass große Zivilisationen nicht an einer einzigen Katastrophe zugrunde gehen, sondern an der Summe vieler schleichender Krisen.
Der Referent, Dr. Gerd Dönni, verstand es mit begeisternden Worten die Parallelen zur heutigen Weltlage lebendig und eindrucksvoll darzustellen, sodass sein Vortrag nicht nur informierte, sondern auch zum Nachdenken anregte. Dafür gebührt ihm unser herzlicher Dank.
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