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29.1. und 5.2.2019

Dr. Jakob Knaus

Musik von Felix und Fanny Mendelssohn

 

Knaus

An zwei Abenden behandelte Dr. Knaus in eindrücklichen Referaten das Leben und die Musik der beiden Geschwister Felix (1809-1847) und Fanny (1805-1847) Mendelssohn, die einer jüdischen Familie entstammten, aber christlich erzogen wurden. Die Familie war wohlhabend, Vater Abraham und Onkel Joseph waren Bankiers. Die Familie zog nach der französischen Besetzung Hamburgs im Jahre 1811 nach Berlin. Den ersten Musikunterricht erhielten die Geschwister durch ihre Mutter, später wurden sie in Komposition durch Carl Friedrich Zelter unterrichtet. Bereits in früher Jugend traten Felix und auch seine Schwester Fanny in der Öffentlichkeit auf, u.a. in der Sing-Akademie in Berlin. In früher Jugend begannen die Geschwister mit eigenen Kompositionen. Felix galt als Wunderkind und wurde bereits als Zwölfjähriger durch Zelter Goethe in Weimar vorgestellt. Die im Hause Mendelssohn stattfindenden "Sonntagsmusiken" boten für Felix und Fanny die Möglichkeit, neben den Werken anderer Komponisten (Bach, Beethoven und zeitgenössische Komponisten) auch eigene Kompositionen aufzuführen. Oft waren an diesen "Sonntagsmusiken" berühmte Persönlichkeiten wie Franz Liszt, Robert und Clara Schumann, Heinrich Heine, Georg W. F. Hegel, E. T. A. Hoffmann oder Alexander von Humboldt zugegen. Das musikalische Oeuvre v.a. von Felix ist sehr reichhaltig und umfasst neben Sinfonien, kammermusikalischen Werken, Klavier- und Orgelmusik auch viele vokalmusikalische Kompositionen, die der Referent im Laufe der beiden Abende mit vielen Musikbeispielen im Detail vorstellte. Felix Mendelssohn war auch treibende Kraft bei der Bach-Renaissance. 1829 sorgte er dafür, dass Bachs «Matthäus-Passion» aus der Vergessenheit geholt und in Berlin wieder aufgeführt wurde. Mit «Paulus« (1836) und «Elias» (1846) verlieh er der Gattung Oratorium neue Popularität. 1835 wurde er als Musikdirektor ans Gewandhaus nach Leipzig berufen. Fanny Mendelssohn, die 1829 den Maler Hensel heiratete und somit in der Musikliteratur auch unter Fanny Hensel gefunden werden kann, lebte zeitlebens immer im Schatten ihres Bruders. Vater Abraham äusserte sich über Fanny folgendermassen: „Die Musik wird für ihn (Felix) vielleicht Beruf, während sie für Dich stets nur Zierde, niemals Grundbass Deines Seins und Tuns werden kann und soll“. Felix unternahm ausgedehnte Reisen u.a. nach Schottland (Schottische Sinfonie (1829-32) und nach Italien (Italienische Sinfonie 1833-37). Mehrere Reisen führten ihn in die Schweiz, z.T. in ausgedehnten Fusswanderungen. Im Trio des Scherzos seiner 9. Streichersinfonie, die er mit "La Suisse" titulierte, bedient sich Mendelssohn eines Jodelliedes. Und in der Streichersinfonie Nr. 11 verarbeitete er den Emmentaler Hochzeitstanz "Bin alben a wärti Tächter gsi". Felix war zudem ein begnadeter Zeichner und er hinterliess von seinen Reisen nicht nur eindrückliche Briefe an seine Lieben zuhause, sondern auch schöne Zeichnungen und Aquarelle. Beide Geschwister starben im gleichen Jahr an einem Hirnschlag. Das kurze Leben der beiden Mendelssohn-Geschwister ist in Bezug auf ihre biographischen und musikalischen Daten sehr reichhaltig. Dr. Jakob Knaus verstand es vorzüglich, die beiden und ihre Zeit anschaulich auszuleuchten und mit einprägsamen Musikbeispielen zu illustrieren. Herzlichen Dank!

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5.3. und 12.3.2019

lic. phil. Michael Zurwerra

Die Scholastik und die Herausforderung der Bildung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

 

Michael Zurwerra

An zwei Abenden führte Michael Zurwerra auf seiner Reise durch die Philosophiegeschichte eine stattliche Anzahl von Mitgliedern des Vortragsvereins durch das philosophische Denken der Scholastik. Der Ausdruck Scholastik entstammt dem lateinischen Wort „schola“ (Schule). Am zweiten Abend gab der Referent einen Ausblick in die Zukunft der Schule, wo die Künstliche Intelligenz eine grosse Rolle spielen wird.

Im christlichen Mittelalter war die Scholastik die vorherrschende Philosophie und über Jahrhunderte bis in die Neuzeit eine wichtige philosophische Geistesrichtung der katholischen Kirche. Das Frühmittelalter (2. bis 8. Jahrhundert) war noch beherrscht durch die Patristik, der Lehre der christlichen Theologie und Philosophie der Kirchenväter. Die Zeit der Scholastik kann vom 9. bis ins 15. Jahrhundert datiert werden. Es ging in der Scholastik darum, die Diskrepanz zwischen Philosophie und Religion auszugleichen. Man versuchte die christliche Lehre rational zu begründen, um dadurch die Einwände von Zweiflern an der christlichen Lehre zu entkräften.Die scholastische Methode ist u.a. gekennzeichnet durch die Gegenüberstellung von Argumenten für und wider eine bestimmte These nach der Art des pro et contra (Für und Wider) und sic et non (Ja und Nein). Der herausragende Philosoph der Scholastik im Mittelalter war Thomas von Aquin (1225-1274) mit seinem Hauptwerk, der „Summa Theologica“. Eines der zentralen Themen der scholastischen Philosophie betraf das Universalienproblem mit der Frage, ob Universalien Abstraktionen der menschlichen Vernunft sind oder ob ihnen eine ontologische Entität zukommt. Thomas von Aquin vertrat in diesem Streit eine realistische Ansicht („wenn ein Ding von dem her benannt wird, was ihm und vielen gemeinsam ist, dann sagt man, dass eine solcher Name ein Universale bezeichnet, denn der Name bezeichnet so eine vielen Dingen gemeinsame Natur oder Disposition“). Wilhelm von Ockham (1285-1347) vertrat eine nominalistische Position („jedes Universale ist ein Einzelding und daher nur von bezeichnungswegen ein Universale“). Dieser Universalienstreit wirkt sich bis in die Gegenwart aus. Der Referent konnte zudem aufzeigen, dass die Scholastik eine eigentliche Wissenschaftsrevolution auslöste und die Grundlage für die Schul- und Universitätsentwicklung darstellte. Am zweiten Abend entführte Michael Zurwerra die Anwesenden in die Zukunft der Schule bzw. kam er auf die Herausforderung der Bildung im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zu sprechen. Die Künstliche Intelligenz versetzt Maschinen in die Lage, aus Erfahrung zu lernen, sich auf neu eingehende Information einzustellen und Aufgaben zu bewältigen, die menschenähnliches Denkvermögen erfordern. Das „Internet der Dinge“ verändert unsere Gesellschaft auf vielfältige und auf noch kaum vorstellbare Weise. Die Digitalisierung wird in Zukunft einen eminent wichtigen Stellenwert in der Schule und in der Bildung einnehmen.

Ganz , ganz herzlichen Dank dem Referenten für zwei sehr motivierende Philosophieabende!

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9.4.2019

Dr. phil. Marie-Claude Schöpfer

Vom grossen Stockalper zu den Fratelli Loscho. Schlaglichter auf die vormoderne Briger Wirtschaftsgeschichte

 

schpfer portrt

Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft gab die Referentin einen Überblick über die vorindustrielle Wirtschaftsgeschichte von Brig und des Wallis, die nicht erst mit Kaspar Stockalper vom Thurm (1609-1691), sondern viel früher begann und v.a. mit dem Alpenübergang des Simplon in  Zusammenhang steht. Aber unter Kaspar von  Stockalper gewann die alpenquerende Wirtschaft eine immense Bedeutung. Kapar von Stockalper erhielt seine Ausbildung durch die Jesuiten in Venthone und Brig und er besuchte ebenfalls die Jesuitenakademie in Freiburg im Breisgau. Nach seiner Rückkehr ins Wallis wurde er Notar und Gemeinderat. Im Jahre 1670 stieg er bis zum Landeshauptmann auf und war in dieser Eigenschaft Chef von Legislative, Exekutive und Judikative. Stockalper war in sämtlichen Gebieten aktiv, die Geld einbringen konnten: In- und Export, Salzmonopol, Söldnerwesen, Bergwerke usw. Er brachte sich in Besitz diverser Liegenschaften und Immobilien, besonders zwischen Mailand und Lyon. Stockalper brachte es zu unermesslichem Reichtum, von dem die Referentin anhand seines schriftlichen Nachlasses einen anschaulichen Vergleich mit den damaligen Handelsobjekten geben konnte. Stockalper holte auch die Kapuziner, Jesuiten und die Ursulinen nach Brig und förderte ihr Fortkommen. Durch den deutsch-römischen Kaiser Ferdinand III wurde er in den Adelsstand erhoben und nannte sich fortan Kaspar Stockalper vom Thurm. In Brig errichtete er das Stockalperschloss, das jedoch bis zu seinem Ableben nicht fertiggestellt werden konnte. Weil er seinen Gegnern zu mächtig wurde, wurde er gestürzt und Stockalper sah sich gezwungen sämtliche Ämter aufzugeben, er verlor auch einen Teil seines Vermögens. 1679 floh er nach Domodossola, von wo er aber 1685 nach Brig zurückkehren konnte. Der Simplonpass und der alpenquerende Güterverkehr spielt im Transitwesen eine überragende Bedeutung und brachte nicht nur Stockalper, sondern auch vielen Bevölkerungsschichten Arbeit und Reichtum. Später übernahmen andere Familien die wirtschaftlichen Unternehmungen und besonders das Säumerwesen über den Simplon, was eindrücklich in umfangreichen Fonds von Geschäftsbüchern der einzigartigen Unternehmerfamilie Loscho, assoziierten Partnerfirmen und anderen zahlreichen Häusern und Compagnien demonstriert wird. Frau Dr. Marie-Claude Schöpfer verstand es in hervorragender Weise, die damalige vorindustrielle und fürs Wallis wichtige Zeit anschaulich darzustellen und die frühkapitalistische Periode aufzuzeichnen, die in Kaspar von Stockalper als Persönlichkeit und in seinem Wirtschaftsimperium kulminierte. Ins Gästebuch des Vortragsvereins Oberwallis schrieb die Referentin einen Sinnspruch Stockalpers: "SOSPES LUCRA CARPAT" – "NOMEN ET OMEN". Das Anagramm Stockalpers mit den Buchstaben "Sospes lucra carpat" bildet den Namen "CASPARUS STOCALPER". Das Motto zeigt hervorragend die Denkweise des grossen Stockalpers in Bezug auf seine Wirtschaftspolitik, kann der lateinische  Text doch mit "Gottes Günstling schöpft die Gewinne ab" übersetzt werden. Herzlichen Dank der Referentin für den exzellenten Vortrag!

PS: Leider, so erwähnte die Referentin, hat sich beim Namen Stockalpers ein Fehler eingeschlichen, denn Kaspar Jodok hat sich ein Nachkomme genannt, der grosse Stockalper selbst führte den Vornamen Jodok nie in seinem Namen.

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9.5.2019

lic. phil. Engelbert Reul

"Im Anfang war das Wort..." – Eine Annäherung an die Lyrik des Dr. Gottfried Benn

 

Reul

Dr. Gottfried Benn (1886-1956) entstammte einem protestantischen Milieu. Sein Vater und bereits sein Grossvater waren Pastoren, seine Mutter stammte aus dem schweizerischen Kanton Neuenburg. Benns Beziehung zu seinem Vater war problematisch, was sich auch in seiner Lyrik offenbarte.  Nach dem Abitur wünschte der Vater, sein Sohn möge Theologie studieren. Benn brach das Theologiestudium in Marburg jedoch ab und studierte Medizin an der Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin, wo er sich aus Kostengründen für die Laufbahn eines Militärarztes verpflichten musste. Das medizinische Staatsexamen legte er im Jahre 1911 ab und begann bald eine Tätigkeit in der Pathologie. Zu Beginn des ersten Weltkrieges fand man Benn als Militärarzt in Antwerpen und Brüssel. Sein erster Gedichtband wurde im Jahre 1912 unter dem Titel Morgue und andere Gedichte veröffentlicht. Reul rezitierte aus dieser Gedichtsammlung z.B. die Kleine Aster, wo der Gegensatz zwischen einem „ersoffenen Bierfahrer“ und einer Aster brutal bei einer Leichenöffnung dargestellt wird. Auch im Gedicht Schöne Jugend wird eine Obduktion kalt und erbarmungslos vor Augen geführt. Benn war in dieser Zeit „der Inbegriff des höchsten Niveaus und einer geradezu fanatischen Reinheit“ wie sich Klaus Mann im Jahre 1933 in einem Brief an Benn ausdrückte, aber gleichzeitig seiner Entäuschung über den Nichtaustritt Benns aus der Akademie der Künste und die Niveaulosigkeit der Nationalsozialisten Ausdruck gab. Während der dunklen Jahre des Nationalsozialismus und der Zeit des zweiten Weltkrieges erhielt Benn ein Schreib- und Publikationsverbot. Er ging in die innere Emigration. Nach dem Krieg  verdrängte Benn seine Beteiligung an der damaligen Zeit nicht und gab im Nachhinein Klaus Mann und vielen anderen recht, die den Nationalsozialismus von Anfang an verurteilt hatten.  Engelbert Reul verdient Bewunderung, wie er die Lyrik Benns im Umfeld der damaligen Zeit und insbesondere während den Höhen und Tiefen des Arztes und des Dichters Gottfried Benn darzustellen wusste. Benn gilt als Repräsentant des Expressionismus, er brach vor allem in den Morgue-Gedichten brutal mit der bürgerlichen literarischen Tradition. Nach dem zweiten Weltkrieg fand Benn zu einem weniger kalten Schreibstil und war in der jungen Bundesrepublik ein gefeierter Schriftsteller und Lyriker.  Besten Dank dem Referenten für die exzellente Darstellung der Lyrik, der Biographie und der Rezeption durch die Literaturszene des Dr. Gottfried Benn.

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22.-29.6.2019 und 29.6.-6.7.2019

Kulturreisen Rumänien

 

Freck

Vom 22. Juni bis am 6. Juli 2019 begab sich der Vortragsverein Oberwallis mit zwei Gruppen für je eine Woche auf Kulturreise nach Rumänien. Besucht wurde vor allem Transsylvanien (Siebenbürgen) mit seiner deutschsprachigen Minderheit der Siebenbürger Sachsen. Kronstadt (Brasov) ist eine lebendige und sehenswerte Stadt, wo der grosse Stadtplatz und die «Schwarze Kirche» eindrückliche und interessante kulturelle Einblicke vermitteln. Die Kirchenburg Tartlau ist eine gut erhaltene und gepflegte Wehrkirche, die in rauen Zeiten Schutz gegen Tataren und Osmanen bot. Auch die Kirchenburg in Honigberg mit ihrer imposanten Wehrmauer vermag einen Eindruck der ehemaligen Zeit mit ihren kriegerischen Auseinandersetzungen zu vermitteln. In Kleinschenk wird die Kirchenburg mit privater Initiative gepflegt und für Besucher zugänglich gehalten. Hermannstadt (Sibiu) ist das städtische Herz Siebenbürgens. Der schön gestaltete Stadtplatz ist mit seiner Grösse imposant und beeindruckend. Hermannstadt wurde im Jahre 2007 zur Kulturhauptstadt Europas auserkoren. Bei einem Stadtrundgang vermag man noch immer das habsburgische Erbe und die reiche Kultur Siebenbürgens zu erkennen. Das Brukenthal-Museum im ehemaligen Stadtpalais Brukenthals beherbergt eine reiche Sammlung Europäischer Kunstwerke.  Schässburg und Medias sind ebenfalls typische Städte der Siebenbürgen Sachsen. In Schässburg wurde Vlad Tepes im Jahre 1431 geboren, der die Vorlage für Dracula abgab, weil er besonders grausam gegen seine Feinde und Widersacher vorging. Der irische Schriftsteller Bram Stoker verhalf Vlad Tepes mit seinem Roman Dracula zu Weltruhm. Das Königsschloss Peles in Sinaia war die Sommerresidenz der Rumänischen Könige (Karol I und II und des letzten rumänischen Königs Michael). Das Schloss selbst ist überreich mit kostbaren Holzarbeiten dekoriert. Eine Stadtrundfahrt in Bukarest mit seinem überdimensionalen Palast des Volkes (nach der Wende Parlamentsgebäude) und seinen an Paris erinnernden Chausseen fesselt den Besucher mit seinem ins Megalomanische reichenden Gigantismus. Neben den diversen Kultur- und Kunsteindrücken mochte vor allem auch die weite, unendliche Landschaft zu faszinieren. Beide Gruppen des  Vortragsvereins liessen sich durch die weite, teilweise leicht hügelige Landschaft, die Kultur und die interessante zwischen West und Ost spielende Geschichte verzaubern. Die Eindrücke dieses grossen Landes werden bei allen Reisenden des Vortragsvereins nachhaltig in Erinnerung bleiben.

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17.9.2019

Prof. Dr. med. Rudolf Joss

Macht und Ohnmacht der modernen Medizin

 

Reul

In einem eindrücklichen Vortrag präsentierte Prof. Dr. med. Rudolf Joss die grossen Erfolge und die Entwicklung der Medizin während den letzten 200 Jahren. Wesentliche Fortschritte brachten die Impfungen gegen verschiedenste Krankheiten, die Anästhesie, die Entwicklung diverser bildgebender Verfahren und die Entdeckung der Antibiotika und deren Anwendung bei vielen Infektionskrankheiten. Auch die Fortschritte der Pharmakologie und die Produktion neuer Arzneimittel und damit die möglich gewordene Behandlung vieler Krankheiten führte neben den erwähnten Erfolgen zu grossen Fortschritten der Medizin und letztendlich zu einem deutlichen Anstieg der Lebenserwartung. Dass dies nicht nur Sonn-, sondern auch Schattenseiten zur Folge hat, bildete den zweiten Teil des exzellenten Vortrags von Prof. Joss. Das breitere Wissen und die komplizierte Technik führten und führen zu einer Aufsplitterung der medizinischen Wissenschaften und zu einer zunehmenden Spezialisierung, was für den Arzt den Überblick schwieriger macht, sollte doch der Gesamtüberblick über einen kranken Menschen und besonders in höherem Alter ebenfalls die Polymorbidität im Auge behalten werden. Zudem explodieren die Behandlungskosten und die Krankenkassenprämien ins Uferlose und belasten in zunehmendem Masse die Finanzen. Der Referent konnte zeigen, dass in erster Linie die Personalkosten für den massiven Kostenschub verantwortlich sind. Die Verrechnung von Leistungen im Gesundheitswesen und auch die Politik verlangen Zahlen und Messwerte, die nicht nur einen zusätzlichen Kostenschub verursachen, sondern von den Gesundheitsberufen auch eine zu grosse Investition und eine «unproduktive» Kräftebindung erfordern und eine steigende Unzufriedenheit des Gesundheitspersonals und der Patienten zur Folge hat. Als Letztes kam Prof. Joss auf die Medizinethik zu sprechen, die parallel mit dem Fortschritt kompliziertere Antworten  verlangt. Bei ärztlichem Handeln sind Demut, Empathie und eine gute Kommunikation mit dem Patienten und seinem Umfeld auch in Zukunft wichtige Eigenschaften und nehmen an Bedeutung in einer komplex gewordenen Welt eher noch zu. Besten Dank für diesen wichtigen und vorzüglichen Vortrag!

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10.10.2019

Ausflug "Kirchenkunst im Goms"

 

Muenster Altar2Über 40 Mitglieder des Vortragsvereins Oberwallis besuchten bei herrlichem Herbstwetter einige der schönsten Kirchen des Goms. Die kundige und kompetente Führung übernahm unser langjähriges Mitglied Caesar Biderbost. Die Kirche in Münster besitzt einen der schönsten gotischen Altäre der Schweiz, der aus der Werkstatt des Luzerner Bildhauers Jörg Keller stammt (anfangs 16. Jh.). Sehr viele Kirchen im Goms sind der Mutter Gottes gewidmet, so auch die Kirche in Münster mit einer lieblichen Madonna als Zentralfigur, die auf ihren Armen das Jesuskind präsentiert. Die Mutter Gottes wird flankiert durch die heilige Anna, die heilige Barbara, durch den Evangelist Johannes und durch den heiligen Sebastian. Die Flügelbilder zeigen die Verkündigung Mariens mit dem Engel Gabriel, Maria ihre Verwandte Elisabeth besuchend, die Geburt Christi und die Anbetung der Könige. Die Kirche in Reckingen ist wohl eine der schönsten Barockkirchen im Oberwallis. Der Hochaltar entstand im 18. Jh. und ist ein Werk von Peter Carlen. In der Mittelnische des Hochaltars steht eine heilige Anna selbstdritt. Die Orgel stammt vom Reckinger Orgelbaumeister Matthäus Carlen (1691-1749), dem Begründer der Orgelbaufamilie Carlen. Der Reckinger Organist German Carlen verstand es bei einem Konzert diese berühmte Carlen-Orgel in  ihrem wunderbaren Tonumfang virtuos erklingen zu lassen.  Die der heiligen Dreifaltigkeit gewidmete Kirche in Gluringen beeindruckt durch ihre schlichte Gestaltung. Die Orgel stammt ebenfalls aus der Orgelbaufamilie der Carlen. Die Muttergotteskapelle im Ritzingerfeld ist ein Wahrzeichen des Obergoms und beeindruckt durch ihren Standort mit schönster Sicht ins ganze Tal. Das Weisshorn kann kaum von einem anderen Ort in seiner majestätischen Pracht schöner gesehen werden. Auch diese Kirche besitzt als Hauptfigur eine Marienstatue mit Jesuskind. Die Pfarrkirche in Biel ist dem heiligen Johannes Evangelist gewidmet. Die Vorkirche stammt aus dem 14. Jh. Der Hochaltar wurde wie viele Kirchen nicht nur im Goms durch Johann Ritz aus Selkingen (1666-1729) als hochbarocker Altar gestaltet. Die 12 Apostel werden im imposanten Altaraufbau eindrücklich präsentiert. Auch wenn die Orgel nicht sicher einem Erbauer zugeordnet werden kann, stammt auch die Bieler Orgel wohl ebenfalls aus der Werkstatt der Orgelbaufamilie Carlen. Ein herzliches Dankeschön für die exzellente Tagesführung gebührt Herrn Caesar Biderbost. Die Besuchsgruppe des Vortragsvereins wird diesen Ausflug in einige der schönsten  Gommer Kirchen nicht so schnell vergessen und wohl bei einer Fahrt durchs Goms der einen oder der anderen prächtigen Kirche erneut einen Besuch abstatten.

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 Fotos PersWBRezension

 



19.11.2019

Prof. Dr. phil. Angelo Garovi (Vortrag) und Hilmar Gerschen (Orgelkonzert)

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 –1750)

 

Garovi GertschenJ.S. Bach wurde in eine Musikerfamilie geboren und auch seine Nachfahren führten die Musikertradition weiter. Johann Sebastian war das jüngste von acht Kindern. Geboren in Eisenach, verlor er mit 9 Jahren seine Mutter und bald darauf auch seinen Vater. Johann Sebastian kam in die Obhut seines 13 Jahre älteren Bruders Johann Christoph, der die Ausbildung seines jüngeren Bruders übernahm. Johann Sebastian lernte das Orgelspiel und er war auch als Chorsänger tätig. In Ohrdruf ging er zur Schule, er soll ein guter Schüler gewesen sein, vor allem  konnte er auf seinem weiteren Werdegang das gelernte Latein bestens gebrauchen. Später kam er in die Schule des Michaelsklosters in Lüneburg. Im Jahre 1703 war Bach als Organist bei Johann Ernst von Sachsen-Weimar in Arnstadt angestellt. 1707 fand Bach eine Anstellung in Mühlhausen und heiratete Maria Barbara Bach im gleichen Jahr. In Mühlhausen entstanden die ersten Kantaten. Ein Jahr später kam das Ehepaar nach Weimar, wo Bach fast 10 Jahre blieb und wo er vor allem seine Orgelwerke schuf. Als Kapellmeister in Klöthen entstanden viele seiner weltlichen Werke, vor allem Instrumentalwerke wie die "Brandenburgischen Konzerte", das "Wohltemperierte Klavier", Violinkonzerte und Orchestersuiten. Als Thomaskantor ab 1723 in Leipzig hatte Bach jeden Sonntag zu den Bibeltexten zu komponieren. So entstanden im Laufe der Zeit 300 Kantaten. Auch die Johannes- und Matthäus-Passion, die h-moll Messe und das Weihnachtsoratorium wurden in Leipzig komponiert. Das Ehepaar Bach hatte 20 Kinder, von denen 10 das Kleinkindesalter überlebten. Einige waren später ebenso berühmt wie ihr Vater, genannt sei nur Karl Philipp Emanuel Bach, geboren 1714 in Weimar. J. S. Bach hatte einige schwierige Charaktereigenschaften, er soll ein Perfektionist und auch sehr selbstbewusst gewesen sein. Besonders gegenüber seinen Vorgestzten sollen sich diese Eigenschaften unliebsam bemerkbar gemacht haben. Nach dem Tode Bachs im Jahre 1750 geriet seine Person während Jahrzehnten in Vergessenheit und erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde seine musikalische Genialität wiederentdeckt. Der Referent, Prof. Dr. Angelo Garovi, verstand es in hervorragender Weise, die diversen Wirkungsorte Bachs mit den Schaffensperioden des Komponisten in Verbindung zu bringen. Im Anschluss an den ausgezeichneten Vortrag von Prof. Garovi begab sich die zahlreiche Zuhörerschaft in die Kollegiumskirche, wo Organist Hilmar Gertschen virtuos aus den diversen Schaffensperioden Bachs einige wichtige Werke zur Vorführung brachte. Herzlichen Dank Herrn Prof. Garovi für den exzellenten Vortrag und Hilmar Gertschen für das herrliche Orgelkonzert.

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