29.10. UND 26.11.2024
lic. phil. Engelbert Reul
ZWISCHEN MITTELALTER UND MODERNE
ROMANTISCHE SEHNSÜCHTE, TRÄUME UND ABGRÜNDE UND DIE ERKUNDUNG NEUER WELTEN
Die Romantik war eine kulturelle und künstlerische Bewegung, die als Reaktion auf die Restauration und die industrielle Revolution entstand. Sie betonte Gefühle, Individualität und die Flucht in Fantasie- und Traumwelten. Nach dem Wiener Kongress 1815 begann die Zeit der Restauration unter der Führung von Fürst Metternich. Mit den Karlsbader Dekreten von 1819 wurden die Burschenschaften verboten und die Zensur eingeführt. Diese Entwicklungen verstärkten das romantische Streben nach innerer Freiheit und einer idealisierten Vergangenheit, insbesondere des Mittelalters, das als Epoche der Harmonie und Authentizität galt. Engelbert Reul konnte in seinem Referat aufzeigen, dass die Romantik geprägt war von Sehnsucht, Naturverbundenheit und der Flucht aus dem Alltag. Der Blick aus dem Fenster oder in die Ferne wurde zum Symbol für das Denken jenseits der vorhandenen Aktualität. Die weite Ferne und Motive wie das Posthorn symbolisierten die Auflösung von Grenzen und die Überwindung des Raumes. Der Referent zeigte anhand von Bildern der romantischen Epoche und den verschiedensten Beispielen die Inhalte und Sehnsüchte der romantischen Literatur. Caspar David Friedrichs «Kreidefelsen auf Rügen» spiegelt die romantische Ehrfurcht vor der Natur und die Sehnsucht nach Unendlichkeit wider. In der Dichtung, etwa in Joseph von Eichendorffs Novellen «Das Marmorbild» und «Der Taugenichts», ist das Motiv der Wanderlust zentral. Friedrich de la Motte Fouqués Erzählung «Undine» ist ein Kunstmärchen und faszinierte die literarisch interessierte Leserschaft durch die gefühlvolle Verbindung von Natur und Mensch. Die gleichnamige Oper von E.T.A. Hoffmann griff dieses Thema auf. Auch Adelbert von Chamissos «Peter Schlemihls wundersame Geschichte» erzählt von einem Mann, der seinen Schatten verkauft und sich mit Verlust und Identität auseinandersetzt. Achim von Arnim veröffentlichte zusammen mit Clemens Brentano die Volksliedsammlung «Des Knaben Wunderhorn». Die Märchensammlungen der Brüder Grimm und ihr Wörterbuch setzten Maßstäbe in der Literatur- und Sprachforschung. Die Romantik beeinflusste Kunst, Musik und Literatur nachhaltig, indem sie die subjektive Wahrnehmung und emotionale Tiefe betonte. Der Referent konnte auch darauf hinweisen, dass die Romantik bis in die Moderne ausstrahlt, da sie traditionelle Grenzen aufzulösen vermochte. Die beiden Vorträge und der Referent wurden von einem zahlreichen Publikum geehrt und wir danken Engelbert Reul für seine ausgezeichneten, geistreichen und lehrreichen Ausführungen einer interessanten und wichtigen Epoche der deutschen Literaturgeschichte.
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