26.8.2024
Dr. phil Christiane Jungius
OPER IM UMBRUCH IM 18. JH. – GLUCK ALS REFORMER
EINFÜHRUNG ZUR FREILICHTAUFFÜHRUNG "IPHIGENIE EN AULIDE" IM HOFE DES STOCKALPERSCHLOSSES
Christoph Willibald Gluck (1714-1787), seit 1763 Direttore generale della Musica in Wien, wird allgemein mit der Opernreform in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht. Gluck komponierte seine sechs letzten Opern für die Aufführung in der Pariser Académie royale de musique, darunter als erste Iphigénie en Aulide.
Im Zentrum der Debatten um die Oper in der Mitte des 18. Jahrhunderts stand der Wiener Hofpoet Pietro Metastasio, dessen literarische Werke in ganz Europa als Opere serie vertont und aufgeführt wurden. Die Kritik ist uns in diversen Publikationen überliefert, besonders eindrücklich in Benedetto Marcellos Satire Il teatro alla moda (1720), der meistrezipierten und zugleich am nachhaltigsten wirksamen opernreformatorischen Schrift Saggio sopra l’opera in musica von Francesco Algarotti (Erstausgabe 1755) und dem anonym publizierten Lettre sur le méchanisme de l’opéra italien (Paris 1756).
Reformbemühungen um die Gattung Oper gab es fast zeitgleich an unterschiedlichen Orten, darunter Berlin, Parma und Wien, wobei jeweils sehr ähnliche künstlerische Mittel zur Anwendung kamen, um das Ziel zu erreichen, das Musiktheater im Rahmen einer Gesamtdramaturgie zu einer Einheit zu formen. Dass es einzig der Wiener Versuch in das populär-historische Bewusstsein schaffte, mag an den günstigen politischen Rahmenbedingungen gelegen haben sowie am Interesse der Medienschaffenden und auch an der Unterstützung der französischen Dauphine und späteren Königin Marie Antoinette. Keines der auch von Gluck angestrebten Reformziele waren neu; diese waren bereits alle mehr als zehn Jahre zuvor von Algarotti formuliert worden, dessen Saggio in vielen Auflagen in diversen europäischen Sprachen kursierte.
Gluck selbst hatte sich nie als Urheber der Reform bezeichnet. Die Ästhetik seiner musikdramatischer Kompositionsweise wurde von intellektuellen französischen Kreisen jedoch als ideale Umsetzung der antiken Tragödie angesehen, und Gluck wurde als Schöpfer der Tragédie à la Grecque verstanden. Die Tatsache, dass seine Werke das alte Repertoire der Pariser Oper vollständig verdrängten, wird in Frankreich als „Revolution der Oper“ bezeichnet. Die deutsche Musikhistoriographie bevorzugte hingegen das weniger radikale Konzept der Reform und begünstigte die Erhebung Glucks zum Begründer einer nationalen deutschen Operntradition.
Besten Dank der Referentin für die interessanten und beachtenswerten Ausführungen zur Operngeschichte.
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